Zum Glück ist eine Verstopfung in vielen Fällen mit ein paar Tipps und Ernährungsumstellungen relativ einfach zu beheben. Allerdings kann eine schwerwiegende und chronische Obstipation zu schweren Komplikationen führen, daher solltest du das nie auf die leichte Schulter nehmen. Grundsätzlich gilt aber: Verstopfung ist immer ein Symptom und keine eigenständige Krankheit, hier ist also Ursachenforschung gefragt!
Ab wann spricht man von Verstopfung?
Im Normalfall sollte deine Mietze einmal am Tag Kot absetzen, manche Katzen tun dies mehrfach, manche nur einmal, das ist genau wie bei uns Menschen, sehr unterschiedlich. Auch wenn das Katzenklo mal einen Tag leer bleibt, ist das meist kein Problem, aber du solltest sichergehen, dass am nächsten Tag Kot abgesetzt wird. Von Verstopfung (Konstipation) spricht man, wenn die Katze deutlich reduziert oder gar keinen Kot absetzt. Erst wenn dies mehrfach geschieht, wird es medizinisch als Obstipation bezeichnet. Der Kot staut sich meist im mittleren Abschnitt des Dickdarms (Kolon), die Tiere versuchen unter Anstrengung sehr harten und trockenen Kot abzusetzen.
Wird der Kot überhaupt nicht mehr weitertransportiert, nennt man dies Koprostase, diese muss zwingend medizinisch behandelt werden, da es sonst zu schweren Schäden an der Darmmuskulatur kommen kann.
Konstipation und Obstipation
Beide Begriffe werden oft parallel verwendet, was medizinisch aber nicht ganz korrekt ist. Je länger der Kot im Dickdarm bleibt, umso mehr wird die Flüssigkeit von der Darmwand absorbiert und der Kot wird dadurch immer fester, ein Teufelskreislauf. Im Kolon (auch Grimmdarm genannt), sammelt sich so immer mehr harter Kot an und die Katze ist nicht mehr in der Lage, diesen auszuscheiden. Erst in diesem Stadium spricht man korrekt von Obstipation.
Meist kommt es hier bereits zu irreparablen Schäden am Darm, eine chirurgische Entfernung des betroffenen Abschnitts ist meist die einzige Möglichkeit, der Katze auf Dauer zu helfen.
Welche Symptome zeigen Katzen mit Verstopfung?
Leider bleibt eine chronische Verstopfung besonders bei Freigängern häufig über längere Zeit unbemerkt. Bei Wohnungskatzen findet man im Katzenklo oft nur alle paar Tage kleine Mengen harten Kot.
Dennoch gibt es ein paar Anzeigen, die auf eine Verstopfung hindeuten können:
-
Appetitlosigkeit
-
Gewichtsverlust
-
Erbrechen
-
Apathisches Verhalten
-
Unruhe
-
Wiederholtes -erfolgloses- Aufsuchen der Katzentoilette
-
Kleine, steinharte Kotballen
-
Bauchschmerzen, manchmal kann man sogar Kotballen ertasten
-
Bauchschmerzen (Katze lässt sich ungern am Bauch anfassen)
-
Klebrige Schleimhäute (Folge einer Austrocknung)
-
Blutspuren am After durch das anstrengende Pressen
NOTFALL: Darmverschluss (Illeus)
Ein Darmverschluss ist ein absoluter Notfall, das Tier befindet sich in akuter Lebensgefahr! Die Darmpassage ist dich und wird unbehandelt reißen und der Kot verteilt sich in der Bauchhöhle. Dies kann neben Fremdkörpern auch eine Darmdrehung oder Ineinanderschiebung sein, die Blutversorgung wird abgeschnürt, der Darmteil stirbt ab. Der Allgemeinzustand der Katze verschlechtert sich stark, sie hat starke Schmerzen und erbricht oft sogar kotartig.
Wiederholtes Aufsuchen des Katzenklos kann auch ein Hinweis auf Harnwegsinfekt bzw. Harnsteine sein. Auch ein Harnröhrenverschluss ist ein lebensbedrohlicher Notfall!
Was ist ein Megakolon?
Ein "megagroßes" Kolon, auf dem Röntgenbild kann man dieses zweifelsfrei erkennen. Allerdings kann ein krankhaft erweiterter Dickdarm(-teil) mit großen Kotansammlungen sowohl Ursache als auch Folge der Verstopfung sein.
Ein vorausgegangener Beckenbruch, der nicht oder nur unsachgemäß behandelt wurde, kann den Beckendurchmesser so verringern, dass der Kot schlicht nicht mehr durchpasst.
Meist aber sprechen die Tierärzte von einem ideopathischen Megakolon, was leider nur heißt "Nichts Genaues weiß man nicht" - ohne bekannte Ursache. Der Darm leiert mit der Zeit aus (Dilatation) und kann sich alleine auch nicht mehr erholen. Eine Fehlfunktion der Darm-Muskulatur gilt als wahrscheinlichste Ursache, aber auch hier sind die Hintergründe noch nicht bekannt.
Ursachenforschung
Dir Ursache einer Obstipation ist nicht immer leicht zu finden, aber es gibt eine Reihe von Faktoren und Erkrankungen, die hier in Frage kommen können. Der Ablauf ist dabei aber immer der gleiche: Der Darminhalt ist härter und oft trockener als normal und der Darm hat Schwierigkeiten, diesen weiter zu transportieren.
Übergewicht und Bewegungsmangel
Übergewicht und/oder Bewegungsmangel verringern die Darmperistaltik, es kommt zu einer Darmträgheit und der Kot wird nicht oder verlangsamt weitertransportiert, eine der häufigsten Ursachen.
Die Katze trinkt zu wenig und trocknet aus
Leider ein sehr häufiges Problem, die Katze nimmt zu wenig Flüssigkeit auf und im Darm fehlt die Feuchtigkeit.
Gerade bei Fütterung mit Trockenfutter ein großes Thema. Der Körper resorbiert deutlich mehr Flüssigkeit aus dem Darminhalt, der Kot trocknet aus.
Auch häufiges Erbrechen kann zu einem massiven Flüssigkeitesverlust führen. Wenn die Schleimhäute trocken und klebrig wirken, solltest du dieses Alarmzeichen ernst nehmen.
Schmerzen beim Toilettengang
Hier sind besonders die Senioren betroffen, Arthrose und andere Gelenkprobleme machen den Tieren das Leben schwer und das Hinhocken und Pressen verstärkt die Schmerzen.
Aber auch Entzündungen am Anus oder im Bauchbereich können zu starken Beeinträchtigungen führen.
Stress und/oder Mobbing im Mehrkatzenhaushalt
Hat eine Katze Stress oder fühlt sich unwohl, klappt es mit dem Kotabsatz oft auch nicht mehr.
Hier kommen mehrere Faktoren in Frage:
-
Familienzuwachs
-
Andere Katzen mobben sie
-
zu wenig Katzentoiletten
-
Katzentoiletten am flaschen Ort, fehlende Ruhe
-
unsaubere Katzentoiletten oder falsche Einstreu
-
Tierpensionen
-
Ein traumatisches Erlebnis beim Toilettengang (das kann auch eine Schrecksekunde sein, die mit dem Katzenklo gar nichts zu tun hat)
-
Vorangegangene Schmerzen beim Toilettengang, die die Katzen vermeiden möchte
Darmerkrankungen und Neurologische Probleme
Die häufigste Darmerkrankung, die mit Verstopfung einhergeht, ist das idiopathische Megakolon wie oben beschrieben. Aber auch Verengungen des Darms, beispielsweise durch Tumore oder Vernarbungen können den Darmdurchmesser verkleinern.
In (zum Glück) seltenen Fällen kann es durch den ständigen Drang zu pressen auch zu einem Rektrumprolaps kommen, hier "quillt" der Darm aus dem Anus, daher der Name Darmvorfall.
Damit im Darm alles seinen "geregelten Ablauf hat" müssen viele Faktoren passen, gerade die Reizweiterleitung spielt hier eine wichtige Rolle. Neurologische Probleme wie Nerven- und Rückenmarksverletzungen (Folge eines Unfalls oder auch "nur Am- Schwanz-Ziehen“, Cauda equina-Syndrom)
Ernährungsbedingte Ursachen für Obstipation
-
Übermäßige Fütterung von Knochen („Knochenkot“)
-
Übermäßige Fütterung von Ballaststoffen oder Trockenfutter-Fütterung
"Knochenkot" kommt bei Katzen deutlich seltener vor als bei Hunden, aber gerade bei gebarften Katzen, kann diese Kalziumquelle zu Problemen führen.
Dies soll dich aber bitte nicht davon abhalten, deine Katze artgerecht zu ernähren! Die Vorteile überwiegen absolut und Knochen können auch durch Eierschalenpulver ersetzt werden. Die Biologisch artgerechte Rohfütterung (BARF) ist immer noch die gesündeste Ernährungsform, wenn es richtig gemacht wird. Auch wenn es uns die Futtermittelindustrie gern anders erklären möchten.
Knochenkot hat meist ein typisches Aussehen: er ist sehr hell – die Farbe kann von ockerfarben oder gräulich bis hin zu kreideweiß reichen – und hat eine trocken- krümelige bis steinartige Konsistenz.
Aber auch Ballaststoffe können für eine Verstopfung selbst der Auslöser sein. Viele Tierbesitzer füttern bei etwas zu festem Kot Ballaststoffe zu, die Tiere trinken zu wenig und der Teufelskreis beginnt.
Weitere Ursachen für Verstopfung
-
Fehlbildungen und Nervenlähmungen
-
Fremdkörper, z.B. Haarballen, Knochen, Pflanzenmaterial, Plastik, Spielzeug etc.
-
Verfilzungen am After, die den Ausgang verschließen
-
Medikamente, die die Darmbewegungen lahm legen oder entwässern
-
Austrocknung (Dehydration), wie sie auch bei Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenproblemen, chronischen Nierenkrankheiten oder Diabetes mel. vorkommen kann.
Diagnose und Untersuchung
Nichts geht ohne gründliche Anamnese:
-
Seit wann bestehen die Probleme?
-
Symptome?
-
Veränderungen im Umfeld
-
Stress und psychische Faktoren
-
Veränderungen in der Ernährung
-
Medikationen
Dann folgt die klinische Untersuchung:
-
Abtasten des Bauchraums
-
Untersuchung der Afterregion
-
Betrachtung der Schleimhäute
-
Beurteilung des Flüssigkeitsstatus (u.a.Hautfalten Test)
-
Rektale Untersuchung
-
Röntgenbild mit (Passage-Röntgen) und ohne Kontrastmittel oder Ultraschall bei unklarer Genese
-
orthopädische Untersuchung
-
Blutbild
-
Bei Verdacht auf Veränderungen im Darmselbst kann eine Darmspiegelung
(Endoskopie) nötig sein, hier kann auch Darmgewebe entnommen werden (Biopsie), welches zu weiteren Untersuchungen ins Labor geschickt wird.
Behandlung von Verstopfungen bei Katzen
Behandlung der akuten Verstopfung
-
Mikroklistier, das in den Analbereich eingeführt wird und eine Art Gleitmittel abgibt
-
Einlauf und Reinigung des Darms (unter Narkose)
-
Orale Gabe von Abführmitteln (Laxantien)
-
Anregung der Darmmotorik mit prokinetischen Medikamenten
-
Operative Entfernung des geschädigten Darmgewebe
Beseitigung der Ursache
-
Verbesserung der Katzenklo-"Situation"
-
Ernährungsumstellung
-
Umstellung der Medikation
-
Medizinische Versorgung von Verletzungen
-
Entfernung von Fremdkörpern
Vorbeugen heißt das Zauberwort!
Es gibt einige, oft sogar relativ einfache Möglichkeiten, die Risiken für eine Verstopfung zu minimieren, gerade bei Wiederholungs-Tätern:
-
Steigerung der Wasseraufnahme
-
Optimierung der Fütterung
-
Verbesserung der Katzenklo Situation
-
Reduzierung von Übergewicht
-
Mehr Bewegung
-
Regelmäßiges Bürsten, Verfilzungen vermeiden
Tipps & Tricks
Nur ratsam bei wirklich leichten Problemen, nach Abklärung durch deinen Tierarzt oder Tierheilpraktiker!
-
Milch anbieten, die enthaltene Laktose (Milchzucker) bindet Wasser im Darm und weicht den Kot etwas auf. Das ist der Grund, warum man im Normalfall keine Milch anbieten soll, da sie zu Durchfall führen kann. Aber gerade bei älteren und chronischen Patienten kann man hier mit dem täglichen Schälchen Milch viel erreichen.
-
Flohsamenschalen und ähnliche Produkte können helfen, den Kot weicher zu machen, ABER nur, wenn die Katze genug Flüssigkeit aufnimmt, sonst verschlimmern Ballaststoffe die Situation.
Achtung – keine Selbstmedikation im Akutfall
Bitte keine Selbstmedikation versuchen, Paraffinöl kann beispielsweise zu einer Lungenentzündung führen und die orale Gabe von Abführmitteln wäre bei einem Darmverschluss das Todesurteil für das Tier!
Susanne Seuffert,
Tierheilpraktikerin im FNT.
Aus Olching bei München
www.tierheilpraxis-seuffert.de